Auftaktveranstaltung
in Kuventhal

Das SOFI geht aufs Land: Den Auftakt der Reise durch Südniedersachsen veranstaltete das Projekt am 17. Juni 2019 in Kuventhal

Unter dem Motto “Das SOFI geht aufs Land“ fand am 17. Juni 2019 die Auftaktveranstaltung des Projekts in Kuventhal statt – einem ca. 250 Einwohner zählendem Ortsteil von Einbeck im Landkreis Northeim. Mit der Kombination einer informativen Dorfbegehung und der wissenschaftlich-soziologischen Themenverortung mit anschließender Gesprächsrunde, ist projekteinleitend ein interaktiver und partizipativer Ansatz gelungen, zu dem geladene Gäste (Lokalpolitiker, Landkreis-, Kirchen-, Wirtschaftsvertreter, Kooperationspartner) sowie eine große Anzahl interessierter Kuventhaler zusammenkamen. Erfreulicherweise bestand eine hohe Beteiligung seitens der Bewohner/innen aus Kuventhal, was auf eine positive Einstellung zum Dorf sowie auf Partizipationsbereitschaft und Interesse an dessen zukünftiger Entwicklung und (gemeinsamer) Gestaltung deuten lässt.

Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Ort vermittelte der Ortsheimatpfleger Willi Hoppe einen ersten Eindruck vom heutigen Ortsbild und dem Alltagsleben in Kuventhal. Entlang mehrerer Haltepunkte führte er die Gruppe durch den Ort und erläuterte dessen Bedeutung für das Dorfleben und die dazugehörige Geschichte. Der Rundgang verlief einmal um die freie Dorfmitte, entlang am Bach “Krummes Wasser”. Es ging vorbei am neu gestalteten Kapellenplatz, an ehemaligen Landwirtschaftsbetrieben, dem Feuerwehrhaus und der Wassermühle. Kurz verweilte die Gruppe am Rande des Ortes unter dem imposanten Bau der ersten doppelgeschossigen Brücke Deutschlands. Anschaulich beschrieb Herr Hoppe den Wandel des Dorfes, der sich in jüngster Zeit vor allem im Verlust von Einkaufsmöglichkeiten, Landwirtschaft und Handwerksbetrieben manifestiert. 

Bei einer anschließenden Diskussionsrunde im Dorfgemeinschaftshaus, kamen nach einer kurzen Projektvorstellung durch das Projektteam einzelne Bewohner/innen zu Wort, um eigene Erfahrungen zu teilen und ihre Erwartungen an das Konzept der gleichwertigen Lebensverhältnisse zu beschreiben. Die Beiträge aus drei Generationen von Kuventhalern beschrieben ein positives Bild des Dorflebens – schnell wurde deutlich, dass die Menschen gerne im Ort leben und stolz auf ihre dörfliche Gemeinschaft sind. Sie schätzen die Natur, die Ruhe und die engen, nachbarschaftlichen Bindungen. Ein zentraler Bestandteil Kuventhals sind die lokalen Vereine. Mitglieder gebe es genug, jedoch fehle es an Personen, die Vorstandsämter und tragende Rollen übernehmen. Um das Vereinsleben unter den Herausforderungen des demografischen Wandels auch zukünftig zu sichern, seien Fusionen und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, erforderlich.

<b>Als Anforderungen an das „Konzept gleichwertiger Lebensverhältnisse“ wurden Mobilitäts- und Versorgungsfragen angesprochen</b>. Fehlende Versorgungsmöglichkeiten (ehemals vorhandene Geschäfte, Bäcker, Metzger) wurden während des Dorfrundgangs und in den vorangegangenen Beiträgen thematisiert, aber nicht als große Einschränkung oder Problem geschildert. Und doch wurde angemerkt, dass dies sich ändern könne, wenn die älteren Leute im Dorf nicht mehr mobil (per Pkw) wären. Um die Versorgung auch zukünftig  zu gewährleisten, seien schon jetzt unterstützende Konzepte (Nachbarschaftshilfen, Dorfassistenz, Bring- und Fahrdienste, „Geben und Nehmen“, Schwarzes Brett, Mitfahrerbank) zu entwickeln. Die geschilderten Überlegungen und Ideen erweckten jedoch den Eindruck, dass Anforderungen weniger an Verwaltungs- und Steuerungsstellen gerichtet sein, sondern die Bewohner/innen sich selbst in der Verantwortung sehen, Herausforderungen in ihrem Wohnort in Eigeninitiative und gegenseitiger Unterstützung zu meistern – ausgerichtet auf die lokalen Interessen und Bedarfe.

Resümierend ergibt sich der Eindruck, dass die Veranstaltung unter vielen Anwesenden positive Impulse ausgelöst hat. Das zeigte sich in der unmittelbaren Entwicklung von kreativen Ideen zu Versorgungs- und Zukunftsfragen. Unter diesen Gesichtspunkten hat die Auftaktveranstaltung bereits erste Erfolge im Transfer zum Thema „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ geleistet. Mit der Auftaktveranstaltung in Kuventhal ist das SOFI auf seine Reise durch den ländlichen Raum in Südniedersachsen gestartet. „Das SOFI geht aufs Land“ und bringt die (wissenschaftliche) Diskussion um Gleichwertigkeit an die Orte, die bei politischen Entscheidungen oftmals hinten anstehen. Damit soll auch nach Projektende im Mai 2020 nicht Schluss sein – um den ländlichen Raum nachhaltig zu stärken, beabsichtigt das SOFI zukünftig auch mit weiteren Projekten im ländlichen Raum Südniedersachsens präsent zu sein.

>> Die Einbecker Morgenpost hat über die Veranstaltung berichtet (21.06.19)

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