... Vorgehen & Methoden

Methodische Experimentierfelder

Die Forschungsreise durch Südniedersachsen lässt sich entlang verschiedener methodischer „Experimentierfelder“ nachzeichnen. Durchgeführt wurden:

  • Dorfrundgänge,
  • Gesprächs- und Diskussionsrunden,
  • Haustürgespräche,
  • eine Erhebung mit Schüler/innen und
  • eine Zimmereibesichtigung.

Entstanden ist eine Sammlung von Erfahrungen, Anforderungen und Themen zu lokalen Lebensverhältnissen aus Sicht verschiedener Personengruppen und Individuen.

Ad-hoc Befragung: Haustürgespräche 

Ein methodischer Schwerpunkt während eines Forschungsbesuchs in Hahausen (Landkreis Goslar) war die Durchführung von „Haustürgesprächen“: Zwei Teams unserer studentischen Hilfskräfte waren für einen Nachmittag  im Ort unterwegs, um mit Bewohner/innen an der Tür oder auf der Straße kurze Gespräche über das Leben in Hahausen zu führen.

Mit dieser „ad hoc“-Methode ergab sich ein Stimmungsbild, das einen Eindruck über Einstellungen und Wahrnehmungen der Bewohner/innen über ihren Wohnort darstellt.

Insgesamt wurden 22 Gespräche mit 25 Personen zwischen 20 und 91 Jahren geführt, die danach fragten, was das Schöne an Hahausen sei und welche Wünsche es für die zukünftige Entwicklung des Orts gäbe. Im Ergebnis  entstand ein überwiegend positives Stimmungsbild, das Hahausen als einen beliebten Wohnort mit hoher Lebensqualität beschrieb. 

Spazierengehen als wissenschaftliches Instrument

Das zentrale Element der Veranstaltungen war das gemeinsame Gehen. In den 1980er-Jahren machte der Soziologie Lucius Burckhardt das Spazierengehen zur Wissenschaft: Die „Promenadologie“ zielt darauf, beim Gang durch die Landschaft einen neuen und erweiterten Blick auf die Umwelt zu entwickeln (Lucius Burckhardt (2011). Eine Methode, die auch den stadtsoziologischen Forschungsansatz der „Chicago School“ kennzeichnet: Um ein Gefühl für das Untersuchungsobjekt zu bekommen, geht der Forschende „ins Feld“, beobachtet und lernt Menschen kennen (Robert E. Park; Ernest Burgess; Roderick McKenzie (1925)).  

Aus SOFI-Perspektive haben die organisierten Spaziergänge und wissenschaftlichen „vor-Ort-Formate“ die Menschen erreicht. Die Kombination von Gehen und Reden lenkt den Blick auf örtliche Begebenheiten und leitet in den direkten Dialog. Das Konzept der Diskussion vor Ort erlaubt das direkte Einbringen von Ergänzungen, Nachfragen und eigenen Perspektiven, womit der Erfahrungsschatz fortlaufend anreichert und sich ein immer detaillierteres Geflecht lokaler Zusammenhänge entwickelt. Die öffentliche Auseinandersetzung mit den lokalen Lebenswirklichkeiten setzte Impulse vor Ort. Im Zuge der Veranstaltungsreihe wurden Prozesse auf Dorfebene durch die wissenschaftliche Betrachtung und Verarbeitung öffentlich sichtbar gemacht. Die hohe Beteiligung an den Veranstaltungen und positive Rückmeldungen zu den durchgeführten Formaten zeigen, dass solche lokalen Transferformate ein Publikum ansprechen – auch jenseits der urbanen Wissenschaftsstandorte. Der Ansatz „Das SOFI geht aufs Land“ brachte die wissenschaftliche Diskussion in neue lokale Zusammenhänge.