... FORSCHUNGSREISE: Eindrücke & Aspekte

»Welche Alltags- und Lebenswirklichkeiten hat das Verfassungsziel gleichwertiger Lebensverhältnisse?«

… Um dieser und weiteren Fragen nachzugehen, hat sich das Transferprojekt „Gleichwertigkeit – Mehr als eine gute Idee?!“ von Juni 2019 bis März 2020 auf eine Reise durch den ländlichen Raum in Südniedersachsen begeben. Im Laufe des Projekts wurden Dorfgemeinschaftshäuser, ein Handwerksbetrieb, eine Schule, Dorfkirchen und Vereinsgelände zu Schauplätzen, die über die Umsetzung und Erfüllung von Gleichwertigkeit in lokalen Kontexten Auskunft gaben.

Soziale Zusammenhänge, lokale Versorgungsstrukturen, wirtschaftliche Aktivitäten und die Perspektive der Jugend wurden in den Blick genommen. Im Rahmen verschiedener Dialogformate berichteten Dorfbewohner/innen über ihre Anforderungen an die Lebensbedingungen und Infrastrukturen am Wohnort. Erweitert wurden die Perspektiven durch Umfeldanalysen und Expertengespräche. 

Die hier gesammelten Eindrücke und Aspekte unserer Forschungsreise zeigen, wie das Leben im Dorf funktionieren kann, wie „Gleichwertigkeit“ wahrgenommen wird, welche Akteure und Institutionen an ihrer Gestaltung mitwirken und wie Probleme und Herausforderungen vor Ort angegangen werden. 

Schauplatz Schule: Perspektiven der Jugend

Wie empfinden Schüler/innen das Leben im ländlichen Raum – zieht es sie in die großen Städte oder fühlen sie sich ihren Heimatorten verbunden?

Im Rahmen einer Erhebung an der Schule am Hohen Hagen in Dransfeld haben sich Jugendliche mit der Frage nach dem Gehen oder Bleiben im ländlichen Raum befasst.

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Gehen oder Bleiben? Schüler/innen der 9. und 10. Klassen an der Schule am Hohen Hagen haben Aspekte gesammelt, die ihnen am dörflichen Leben gefallen bzw. verbessert werden sollten.

Stimmen aus Kuventhal

Der Projektauftakt fand im Juni 2019 in Kuventhal statt, einem 250 Einwohner zählenden Ortsteil von Einbeck mit hoher Lebensqualität – darin war man sich über drei Generationen hinweg einig: 

„Kuventhal hat eine gute Dorfgemeinschaft! Wohlfühlaspekt und Kommunikation sind besonders wichtig. Es gibt ein vielfältiges und aktives Vereinsleben. Alle Häuser sind bewohnt, viele Rückkehrer sind ehemalige Dorfkinder, die sich auch einbringen. Auch die Zugezogenen integrieren sich ins Dorfleben.“ – Dorfmoderatorin und Zugezogene

„Kuventhal ist schön und im Grünen. Man kann hier gut leben! In der Nachkriegszeit ging ich zur Schule nach Einbeck. Die Gottesdienste am Sonntag wurden damals vom Lehrer gehalten. Das Vereinsleben hat immer gut funktioniert, bis heute. Es kommen oft Menschen von außerhalb, um sich den Ort anzuschauen oder Fotos zu machen. Es muss also schöne Motive hier geben. Der öffentliche Nahverkehr könnte umfangreicher sein, aber ist vorhanden. Schön wären weitere Ruhebänke im Dorf.“ – Gebürtige Kuventhalerin

„Ich lebe gerne hier und genieße die Ruhe im Ort. Zur Schule fahre ich nach Northeim. Wünschenswert ist eine bessere Busanbindungen, da man ohne Führerschein  sehr eingeschränkt ist. Ich fände es gut, wenn im Dorf mehr los wäre, durch Wirtschaft, Betriebe und allgemein mehr Leben im Dorf.“ – Jugendlicher aus Kuventhal

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Beim Gespräch in Hahausen wurde der Wunsch nach öffentlichen Treffpunkten und gemeinsamen Aktivitäten im Dorf thematisiert.

Gruppendiskussion: »Leben Sie gerne in Hahausen?«

Ein lebhaftes Gespräch fand während eines Forschungsbesuchs in Hahausen, Landkreis Goslar, statt, als sich Bewohner/innen über ihre Wahrnehmungen und Anforderungen an das Dorfleben austauschten. Hervorgehoben wurde die hilfsbereite, offene und freundliche Nachbarschaft. Auch waren sich die Beteiligten über den Wert der ruhigen Lage und den günstigen Wohnraum inmitten der Natur, sowie über den großen Vorteil der günstigen Autobahnanbindung an die umliegenden Städte einig. Aspekte mit Verbesserungsbedarf machte die Gruppe an den Bereichen Mobilität und öffentlicher Nahverkehr fest. 

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Expertengespräch: Arbeit und Gleichwertigkeit 

Über die Besonderheiten des Wirtschaftsraums Göttingen, demografische und strukturelle Herausforderungen in Südniedersachsen sowie regionale Entwicklungen des Arbeitsmarktes sprachen wir mit dem Geschäftsführer der Arbeitsagentur Göttingen. Die Agentur für Arbeit ist ein lokaler Akteur, der an der Gestaltung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land mitwirkt. 

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Gemeindeleben in Kirchbrak: Pilger, Pendler, Professoren

Dass es in Kirchbrak Kneipen, Läden und Ärzte gab, liegt inzwischen einige Jahre zurück. Dennoch ist Kirchbrak ein Beispiel für einen Ort mit engagierten Menschen, die aktiv auf demografische und strukturelle Veränderungen reagieren, um gleichwertige Lebensverhältnisse an ihrem Wohnort mitzugestalten.

Namensgeberin des Ortes ist die  vor 1.000 Jahren gebaute St. Michael Kirche: Aus der Ansiedlung um die Kirche im damaligen Brachland wurde „Kirchbrak“. Heute ist sie eine Pilgerkirche am Pilgerweg Loccum-Volkenroda, der auf rund 290 Kilometern durch Teile von Thüringen und Niedersachsen führt. Kirchbrak sei ein „lebenswerter Ort“, in dem es sich lohne, „zu wohnen und zu pendeln.“ Die Lebensqualität in Kirchbrak wiege das „Pendler-Dasein“ auf. Leerstand gebe es kaum. Ein Bauernhof im Ort werde heute von einem Professor, der eine Leidenschaft für Pferde habe, bewohnt: „Auch Akademiker können hier bleiben“. 

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