Während in der Stadt überwiegend zur Miete gewohnt wird, besitzen im ländlichen Raum besonders viele Menschen ein Eigenheim. Die Quote der Eigenheimbesitzer liegt hier bei über 70 Prozent. Demgegenüber steht der Trend zu Ein-Personen-Haushalten, der sich sowohl in den Städten als auch auf dem Land bemerkbar macht. Demografische Veränderungen spiegeln sich unter anderem im Wohn- und Immobilienbereich vieler Dörfer wieder. Hohe Abwanderungszahlen führen zu steigenden Leerständen. Immer mehr ältere Menschen bleiben allein im Einfamilienhaus zurück.
Leerstand und Verfall schlagen sich auf örtliche Erscheinungsbilder nieder; für potenzielle Zuzügler wenig einladende Bilder. Einige Dörfer gehen diese Problematik an, indem Häuser im Dorfkern saniert werden. Die Umfunktionierung leerstehende Gebäude kann dabei ein Instrument sein, um gegen verwaiste Ortskerne vorzugehen. Der Wille und die Ideen für die Umsetzung solcher Projekte hängen zu großen Teilen vom Engagement der Dorfbewohner ab. In vielen Dörfern nehmen ehrenamtlich Engagierte solche Projekte erfolgreich in die Hand und sorgen damit für die Steigerung der Lebensqualität vor Ort. Leerstehende Gebäude werden beispielsweise für die Errichtung von Dorfläden genutzt, die Waren für den täglichen Bedarf anbieten. Es werden Jugendclubs und Dorfcafés eingerichtet oder Gemeinschaftstreffpunkte im Ort geschaffen, an denen verschiedene Freizeitaktivitäten angeboten werden. Bedarfsgerechte Nutzungskonzepte können zudem den Bau barrierefreier Wohnungen für Senioren-WGs oder betreutes Wohnen integrieren. Dadurch können ältere Dorfbewohner weiterhin im Ort wohnen und werden zudem sozial eingebunden.
Um die Lebensqualität ältere Menschen zu erhalten, bieten sich darüberhinaus Wohnkonzepte an, die den Wunsch nach dem Verbleib in der gewohnten Umgebung aufgreifen und gleichzeitig junge Menschen in die Dörfer bringen können. Eines dieser Konzepte ist das sogenannte Wohnen für Hilfe. Gegen Hilfeleistungen im Alltag bieten Seniorinnen und Senioren jüngeren Menschen dabei Wohnraum an. Mietzahlungen sind gering oder entfallen ganz. Hat sich dieses Konzept zunächst in den Städten verbreitet, bietet es auch für Dörfer eine Möglichkeit, älteren Menschen den Verbleib in der eigenen Immobilie zu ermöglichen. Auch für junge Familien kann Wohnen für Hilfe eine wichtige Alltagsstütze sein. Wenn keine Kita vor Ort ist, Eltern aber auf die Betreuung der eigenen Kinder angewiesen sind, können Untermieter diese Betreuungsleistung übernehmen.
Eine Kompensation für fehlende Familien- und Betreuungsstrukturen kann zudem das Mehrgenerationenwohnen sein, das sich auch für die Nutzung von Leerstand anbietet. Dabei wohnen verschiedene Generationen in einem gemeinsamen Gebäude, wobei jeder Haushalt in der eigenen Wohnung lebt. So werden beispielsweise alte Höfe oder Landwirtschaftsgebäude umfunktioniert. Meist stehen für alle Bewohner ein Gemeinschaftsraum und ein Garten zur Verfügung. Die Bewohner kümmern sich umeinander und entscheiden gemeinschaftlich über Anschaffungen und Aufgaben, die im Alltagsleben anfallen. Auch wenn viele Interessen zusammengedacht werden müssen und damit durchaus Konfliktpotenzial bestehen kann, profitieren am Ende Jung und Alt. Gerade auf Dörfern betreiben solche Wohngemeinschaften oft auch eine eigene nachhaltige Landwirtschaft. Sie organisieren Feste und beziehen andere Dorfbewohner in das gemeinschaftliche Leben ein. Damit kann das Mehrgenerationenwohnen die Dorfgemeinschaft beleben und neue Bewohner anlocken.